Text von Seite 9 der Broschüre:
Hans Albrecht von Mülinen scheint ein vielbeschäftigter und sehr umtriebiger Mann gewesen zu sein. 1494 trat er dem Deutschen Orden bei. Als Deutschordensritter war er später als Komtur für Mainau vorgesehen. Doch der römisch deutsche Kaiser Maximilian I (1459 bis 1508) hat ihn als Schweizer in diesem Amt nicht bestätigt. Seine Nähe zum Schweizer Reformator Ulrich Zwingli (1484 bis 1531) war für ihn in dieser Angelegenheit sicher kein Vorteil.
Mit Zwingli stand Albrecht von Mülinen in regem Briefverkehr. Er sah sich immer mehr mit dem Vorwurf konfrontiert lutherisch zu sein, was er aber zu diesem Zeitpunkt immer wieder bestreitet. Er bekommt aber als Ausgleich von den Berner Herren von Mülinen ab 1506 die weniger einträgliche Komturei von Hitzkirch. Die Komturei gehört ihm aber nicht, er verwaltet sie einfach und lebt von deren Einkünften. Für den Deutschen Orden unternimmt er längere Reisen nach Preussen (dieser Staat zerbricht in 1525). Einige Jahre später versucht er als Freund von Ulrich Zwingli ab 1522 die Reformation in Hitzkirch, also im Seetal einzuführen. Er tritt aus dem Deutschen Orden aus und bezeichnet nun die römisch-katholische Kirche als Sekte. Er hat die Maske fallengelassen. Mit seinem Vorhaben Reformation wird er von den Luzerner Herren bekämpft und scheitert gründlich. Die Region wird zwar, wie auch Bern, 1528 offiziell als reformiert erklärt, er heiratet im gleichen Jahr nochmals, aber 1531 wird er gegen Ende des 2. Kappeler Krieges endgültig von den Katholiken aus Luzern vertrieben. Es geht um Leben oder Tod. Er flieht zurück nach Bern. Ulrich Zwingli hat weniger Glück, er wird von den Luzernern am 11. Oktober 1531 getötet, gevierteilt, verbrannt und die Asche in alle Winde verstreut. So ernst war dazumal die Lage. Die Berner Herren griffen Ende Oktober 1531 militärisch viel zu spät in diese kriegerischen Handlungen ein und konnten aber nichts mehr verrichten. Sie waren damals mit der Expansion in der Westschweiz beschäftigt. Das Landfriedenbündnis zwischen den Kontrahenten wird am 20. November 1531 unterzeichnet. 1532 setzt die Rekatholisierung von Hitzkirch ein. Hans Albrecht von Mülinen flieht am 9. Oktober 1531 mit seiner zweiten Familie zuerst nach Sarmensdorf und dann in seine ursprüngliche Heimatstadt Bern, zu seinen Verwandten. Er befand sich in einer prekären Lage, da er in viel früheren Jahren gegen ein Leibgeding auf väterliches und mütterliches Erbe verzichtet hatte. Er kann gegenüber seinem Vater wie auch seiner Mutter Dorothea von Bubenberg keine Ansprüche mehr geltend machen.
Von Bern erhält er im Frühjahr 1532 als Ersatz für den Verlust in Hitzkirch die ehemalige, respektive die einstmalige Komturei Köniz und bleibt dort Vogt bis zu seinem Tod 1544. Vorgängig sind die beiden Deutschorden Komtureien Köniz und Sumiswald mit deren Gütern mit allen Rechten und Einkünften an den bernischen Staat gefallen. Mit der Einsetzung von Mülinen in Köniz wurde sein Einkommen gesichert. Revolutionäre Gedanken hat er ab 1532 keine mehr und er fällt politisch auch nicht mehr auf. Der politische Einfluss der Familie Bubenberg in Bern half ihm noch weit über den Tod von Adrian I. von Bubenberg.
Seine Ehefrau, Margaretha von Freyberg, war eine Cousine der Helena von Freyberg (1491 bis 1545), welche der radikal reformierten Täuferbewegung angehörte. Das Ehepaar muss zu diesem Zeitpunkt von der Luther Kirche sehr überzeugt gewesen sein. Erst viel später, im Jahre 1803 kommt Hitzkirch zum Kanton Luzern, Amt Hochdorf.
Generell ist zu vermerken, dass ein Dutzend Vögte der Landvogtei Sternenberg im einträglichen Köniz residierten. Darunter natürlich einige Herren der Familie von Mülinen. Hier wird aus von Mülinen innerhalb drei Generationen der Name teilweise zu von Mülenen verändert.
Die Frauenrechtlerin Helena von Mülinen, 1850 bis 1924, ist die 9. Urgrossmutter Tochter von Albrecht Hans von Mülinen (1480 bis 1544). Sie stammt über Anna von Mülinen direkt in weiblicher Linie von ihm ab. In ihrer Ahnentafel geht der Weg über die Familien Stürler, von Wattenwyl, Graffenried und wieder zurück auf die von Mülinen. Sie erhielt als höhere Tochter aus der Berner Patrizierfamilie von Mülinen eine breite Allgemeinbildung.
(Broschüre, Teil der Seite 9)