Der Freiämter - Liebesgeschichte im Krimi-Mantel

Die Bibliothek Muri lud zur Buchvernissage von Robert von Müllenens «Mord am Limmatquai» ein

Ein grausliger Mord zum Einstieg. Einer der Bösen, ein Mafioso, stirbt auf unerklärliche Weise in seiner verschlossenen Gefängniszelle. Einen Kopf kürzer findet man ihn, und als Spur nur die 14 weissen Rosen auf dem Tisch…

von Silvia Langenbacher

Robert von Müllenen beginnt mit der Lesung an einer Stelle, die es dank der geschilderten Details in sich hat. «Man hat mir gesagt, der Auftakt soll spektakulär sein, damit das Publikum gepackt wird», erklärt der Autor. Es ist seine erste Lesung, die der seit 36 Jahren in Buttwil lebende Ingenieur gibt. Die erste Lesung, das erste Buch, herausgegeben im eigenen, dafür gegründeten Verlag. Robert von Müllenen ist ein Self-made-Schriftsteller von A bis Z. Mit viel Witz und Selbstironie erzählt er die Entstehungsgeschichte seines Werkes und scheut sich nicht, Irrungen und Wirrungen offen zu kommunizieren.



Der Autor an der Lesung am 30. Mai 2017 - Muri Bibliothek


Schreiben als Herausforderung

Den grössten Teil des Buches schrieb er in den Jahren 2012 und 2013, während einer Reise durch Afrika. Über die Reise zu schreiben, was eigentlich auf der Hand gelegen hätte, erschien ihm zu einfach. Die Herausforderung, die er sich selber stellte, war: «Kann ich eine Geschichte schreiben, die reine Fiktion ist?» Schon nach ein paar Dutzend Seiten war ihm klar, dass es ohne Struktur und Planung nicht funktioniert. Er legte für alle Protagonisten Personaldossiers an, um die Charaktere zu formen und konstant zu halten. Die weibliche Hauptfigur gefiel ihm dermassen, dass er sich gar in sie verliebte. Eigentlich wollte er sie einen tragischen Tod sterben lassen, doch das brachte er nicht mehr übers Herz. Eine stimmige Zeitschiene zu schaffen, war eine der grössten Schwierigkeiten. Und der Klassiker im Schriftstellerdasein, die Schreibblockade, holte auch von Müllenen ein und musste erst überwunden werden. «Aber was ich einmal angefangen habe, mache ich auch fertig.» Dieses Motto half, um das Projekt zu Hause schliesslich zu Ende zu bringen.

Eine schöne Leiche im Abwasserkanal


Die Recherchen hingegen gestalteten sich recht einfach. Die Orte des Geschehens waren klug gewählt, da dem Autor seit langer Zeit vertraut. Als langjähriger Arbeitsort war Zürich ideales Pflaster und durch viele Ferienaufenthalte kennt von Müllenen die Toscana wie seine Westentasche. «Mit «Google Earth» sind Ortsrecherchen um vieles einfacher geworden. Da kann ich jeden Schachtdeckel sehen», meint der Autor spitzbübisch und verweist auf die Stelle im Buch, als der Staatsanwalt eine Leiche im Zürcher Abwassersystem findet. Es ist dies auch die schönste gelesene Passage. Der Autor bringt die Zuhörer liebevoll und nahe an das Opfer und schreibt ihm selbst im Tod noch Menschlichkeit und Schönheit zu und setzt das alles in Kontrast zur ekelerregenden Umgebung des städtischen Abwasserkanals. Auf die Frage aus dem Publikum, ob Robert von Müllenen zur reinen Unterhaltung schreibe oder eine Botschaft vermitteln möchte, antwortet er: «Es ist meine ehrliche Absicht zu unterhalten. Mir ist nur wichtig, dass das Gute am Ende siegt.» Eine Fortsetzung oder Reihe des Romans ist nicht geplant. «Aber», sinniert der Debütant lächelnd, «ganz Ingenieur habe ich die Geschichte modular aufgebaut und damit habe ich -zig Module, die ich nun einfach ausbauen könnte.»

Heller Media AG - Der Freiämter
Regionalzeitung für das Freiamt
Freitag, 2. Juni 2017
Ausgabe Nr. 43, Seite 3
Silvia Langenbacher